Musik aus Mitterteich - Hubertus Krämer
     

Die Chöre

Seit dem Jahre 1979 leitete ich verschiedene Chöre. Meine Wurzeln liegen bei der Kirchenmusik. Durch mein Mitwirken im Kammerchor der Kreismusikschule Tirschenreuth habe ich aber auch viel Einblick in die weltliche Chormusik erhalten.

St. Josef, Steinmühle

1979 übernahm ich zu meiner Organistentätigkeit an St. Josef in Steinmühle den dortigen Chor, der nach einer Blütezeit mit Viktor Ballon zeitweise ohne Chorleiter und dadurch enorm geschrumpft war. Trotzdem führten wir Werke aus der gängigen Kirchenmusik auf. Darunter an Weihnachten die Pastoralmesse von Kempter sowie das "Transeamus" von Ignaz Schnabel.Sicherlich beschränkte sich die Chormusik auf die kirchlichen Hochfeste.

St. Jakobus, Mitterteich

Ab 1983 war ich Chorleiter in meiner Heimatpfarrei St. Jakobus in Mitterteich. Den dortigen Chor gab es neu zu gründen. Doch ein vollständiger Chor blieb mir während der dreijährigen "Amtszeit" versagt. Mir hielt ein etwa 15-köpfiger Frauenchor die Treue. Trotzdem wurde an Weihnachten auch die Pastoralmesse von Kempter und Ostern 1984 sogar die "Krönungsmesse" von Mozart - allerdings nur mit Orgelbegleitung - aufgeführt. Ich bin froh, dass es von diesen Aufführungen Tonaufnahmen gibt.

Kammerchor der Kreismusikschule Tirschenreuth

Von Januar 1987 - November 1998 gehörte ich dem Kammerchor der Kreismusikschule Tirschenreuth unter Leitung von Maximilian Schnurrer an. Er war es hauptsächlich, der meinen Probenstil geprägt hat. Wo hat man schon die Gelegenheit, 12 Jahre kostenlos zu lernen? Aber es waren auch andere, von denen ich abschauen konnte, wie beispielsweise der frühere Domkapellmeister Georg Ratzinger, dem ich bei einem Besuch der Domspatzen in Mitterteich die Stadt zeigen durfte. Georg Ratzinger wurde immer von seinen Schützlingen, den Domspatzen, sehr geschätzt. Ich kann seit dem Samstagnachmittag im Sommer 1985 nachvollziehen, warum.

Während und nach der Kammerchorzeit entstanden die Ensembles, mit denen ich bis 2009 gearbeitet habe, teilweise noch heute arbeite: den Chor der Pfarrei St. Sebastian Waldershof, das Vocalensemble Music&More und die Mitterteicher Nachtwächter. Ersteren habe ich sicherlich als Chor übernommen, aber die heutige Besetzung hat sich während meiner Zeit mehrmals neu formiert. Nur wenige von 1989 waren bei meinem Ausscheiden nach 20 Jahren noch dabei.

Music&More

Music&More entstand aus dem "harten Kern" des Kammerchores. Zuerst trafen wir uns rein privat zu diversen Geburtstagen und Parties. Dabei wurde auch ab und zu gesungen. Richtig geprobt wurde dann ab 1997 für die Vernissage zur Ausstellung "Klangbilder" von Reinhard Rögner. Dafür habe ich vier Beatles-Songs arrangiert: "Nowhere Man", "In My Life", "All My Loving" und "Yesterday". Nicht nur die Vernissage war ein Erfolg. Nach und nach mehrten sich die Auftritte. Gleich 1999 wurden wir zur Herbstserenade in Mitterteich eingeladen. Eine volle Stunde galt es musikalisch zu füllen. Alles a-cappella. Eine Wiederholung des Konzertes erfolgte im Jahre 2000 im "Haus Sonnenblume" in Neusteinreuth, eine kleine Ortschaft bei Kemnath. Wichtig war mir immer, gleich der Kirchenmusik, dass wir auch möglichst Werke aufführen, die hierzulande wenig gesungen werden. So entstanden gesammelte Werke von englischen Madrigalen und Spirituals.

Chor der Pfarrei St. Sebastian, Waldershof

In Waldershof führte ich die musikalische Tradition meiner Vorgänger weiter. Es gibt kaum noch Chöre in unserer Region, deren musikalischer Schwerpunkt bei der a-cappella-Musik liegt. Man hört hierzulande oft von Orchestermessen, meistens die gleichen. Aber die a-cappella-Singerei erzieht den Chor zu sauberem Singen. Natürlich ist dabei die Art und Weise des Einprobens entscheidend. Die Qualität eines Chores steht und fällt mit dem Chorleiter. Eine Anekdote werde ich und alle, die dabei waren, dennoch nicht vergessen:
Zum gemütlichen Teil des Dekanatskirchenmusiktages 2003 in Selb sollte nach Möglichkeit jeder Chor zwei Beiträge beisteuern. Schon hier machte ich die Erfahrung, dass manche Chöre mit 25 Sängern gar nicht mehr singfähig sind, bzw nicht sein wollten. Nun, wir waren aus Waldershof gerade mal 16 Sänger/innen. Ich hatte meiner Sangeskollegin aus Mitterteich, die den Fahrdienst übernommen hatte, versprochen, dass wir um 21 Uhr wieder aufbrechen. Also meldete ich mich so an, dass wir gegen 20.15 Uhr an der Reihe waren. Vor uns hatten schon zwei Chöre mehr oder weniger das Vergnügen.
Zuerst sangen wir ganz locker das "Menuett" von Wolfgang Amadeus Mozart. Kaum beendet, gab es fast schon frenetischen Applaus. "Das kann ja noch heiter werden ..." dachte ich mir. Als nächstes sangen wir nämlich unsere "Hymne": "I'm Gonna Sing". Dieses Spiritual wirkt immer. Für einen derartigen Anlass gibt es kein besseres. So war es auch. Nicht nur, dass der Schlussakkord in C-Dur so rein wie noch nie klang - so einen Applaus habe ich noch nie gehört. Es war doch nur unser Spiritual, das wir immer bei solchen Anlässen zu singen pflegen. Jedenfalls setzten wir uns wieder und warteten auf die nächsten Beiträge. Der Chor am Nachbartisch hatte die Noten schon bereitgelegt. Aber anstatt nun zu singen, packten sie ihre Noten wieder zusammen. Im Vorbeigehen hörten wir nur, dass einige sagten: "Jetzt brauchen wir nicht mehr singen". Wir fanden es sehr schade, aber auch nicht gerade fair. Innerhalb von 20 Minuten war der Saal bis auf uns und dem Gastgeberchor leer. Also sangen wir aus unserem Liederheft im Sitzen noch ein paar Madrigale und Volkslieder, allerdings in noch kleinerer Besetzung, weil einige Waldershofer schon aufgebrochen waren. Ich hielt jedenfalls mein Versprechen. Genau um 21 Uhr traten wir die Heimfahrt an. Allerdings hatte ich gedacht, dass um diese Zeit der Saal noch voll und wir die ersten wären, die aufbrechen. Dumm gelaufen ...

Doppelchor

Nach der Gründung von Music&More 1997 blieb es natürlich nicht aus, eine Zusammenarbeit mit dem Waldershofer Chor anzustreben. So führten wir im Januar 1999 das erste gemeinsame Konzert auf - ein Weihnachtskonzert. Teilweise arrangierte ich die Werke selbst. 2001 folgte gemeinsam "Sende dein Licht", u. a. mit einigen großen Kirchenwerken von Felix Mendelssohn Bartholdy. Unter anderem sangen wir die "Deutsche Liturgie", ein doppelchöriges Werk. Im April 2004 folgte dann das Passionskonzert "Miserere Mei", das mit dem gleichnamigen Klagegesang von Gregorio Allegri begann. Dieses Werk ist heute kaum noch zu hören. Im Dezember 2004 und Januar 2005 sangen wir die Weihnachtskonzerte getrennt.

Elternzeit

An Fronleichnam 2009 hatte ich mit dem Waldershofer Chor die letzte Aufführung. Music&More sollte am 14. Februar 2010 im Rahmen eines Candle-Light-Dinners auftreten. Viele neue Arrangements wurden dafür von mir geschrieben und seit Herbst 2009 einstudiert. Diese Veranstaltung wurde leider kurzfristig abgesagt. Schließlich wurde im Frühjahr 2010 nach meinem Ausscheiden der Verein "Music&More" gegründet. Mittlerweile probt der Chor wieder regelmäßig unter neuer Leitung.

Die Leitung beider Chöre habe ich abgegeben, um mich voll und ganz meiner Familie widmen zu können.

 

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